Tristan
Gommendy gewinnt turbulenten Macau Grand Prix
Tristan
Gommendy heißt der Sieger des 49. Macau Grand Prix.
Der 22-jährige Franzose siegte im Dallara 3/02 Renault-Sodemo
mit 2,104 Sekunden Vorsprung. Nachdem Gommendy im vergangenen
Jahr den 14. Platz auf dem sehr anspruchsvollen Stadtkurs
der ehemaligen portugiesischen Kolonie bei Hongkong erringen
konnte, gelang ihm bei seinem zweiten Macau-Auftritt der ganz
große Erfolg: "Ich bin viel zu überwältigt,
um schon jetzt die Bedeutung dieses Sieges richtig einschätzen
zu können. Jedenfalls ist es ein fantastischer Erfolg
für mich persönlich, aber auch für mein Team
ASM. Der Macau-Sieg ist sehr wichtig für meine Zukunft,
ob er mich in die Formel 1 bringt, weiß ich noch nicht
abzuschätzen. Auf jeden Fall stehe ich jetzt in einer
Liste mit bedeutenden ehemaligen Siegern wie Michael Schumacher,
David Coulthard oder Takuma Sato."
Hinter
dem amtierenden Französischen Formel-3-Meister kam Heikki
Kovalainen (Dallara 3/02 Renault-Sodemo) ins Ziel. Der Finne
trat beim Weltfinale der Formel 3 ebenfalls zum zweiten Mal
an und reiste als Saisondritter der Britischen Formel-3-Meisterschaft
ins Spielerparadies Macau. "Mich haben die Safety-Car-Phasen
etwas aus dem Rhythmus gebracht. Beim Re-Start nach der elften
Runde konnte ich Gommendy einfach nicht mehr halten. Er war
in meinem direkten Windschatten und deshalb einfach schneller,
als wir die rechtwinklige Lisboa-Kurve aus hoher Geschwindigkeit
anbremsten. Klar, hatte ich bis dahin den Sieg vor Augen,
schließlich dauerte das Rennen nur 15 Runden",
so der 21-Jährige.
Auf dem
dritten Platz kam mit Takashi Kogure (Dallara 3/02 Mugen-Honda)
der Champion der Japanischen Fomel-3-Meisterschaft. Der 22-jährige
Japaner hatte 3,098 Sekunden Rückstand und das Glück
des Tüchtigen: nach dem 15-Runden langen Qualifikationsrennen
nur vom 11. Platz gestartet, ist ein Podestplatz eigentlich
nur in Macau möglich.
Einmal
mehr war das Rennen nämlich von zahlreichen Zwischenfällen,
Ausrutschern und mehreren Massencrashs gezeichnet. Bereits
in der ersten Runde krachte es mächtig. In der berüchtigten
Lisboa-Kurve, die aus einem Tempo von knapp 260 km/h angebremst
wird, löste der Franzose Bruce Jouanny den ersten Safety-Car-Einsatz
aus. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Sieger des Qualifikationsrennens,
Paolo Montin bereits um die Früchte seiner Pole-Position
gebracht. Der Franzose würgte beim Start den Motor ab
und hetzte der Spitze hinterher. Vorne waren nach dem Start
Kovalainen, vor dem Japaner Yuje Ide. Auf den Plätzen
drei, vier und fünf folgten Tristan Gommendy, Narain
Karthikeyan und der Vizemeister der Int. Deutschen Formel-3-Meisterschaft,
Kousuke Matsuura (Prema Powerteam). Nachdem das Rennen ab
der dritten Runden wieder frei war, übertrieb es Karthikeyan
im sehr winkligen, oberen Streckenteil und rutschte in die
Mauer. Dem Inder hatte man bei seinem fünften Macau-Start
eine Menge mehr zugetraut. In der achten Runde wagte Gommendy
einen sehenswerten Angriff auf Ide: In der schnellen Mandarin-Kurve
setzte sich der Franzose mit gut 250 km/h neben den Japaner,
um am Ende der Geraden den zweiten Platz zu übernehmen.
Dies war die Voraussetzung für seinen späteren Sieg.
Denn schon eine Runde später krachte es erneut. Dieses
Mal zwischen Matsuura und Ide, der den Deutschen Vizemeister
bei dessen Angriff fast in die Leitplanken drückte. Matsuura
geriet auf den schmutzigen Streckenteil, anschließend
in der Lisboa-Kurve leicht an die Leitplanke, wenig später
in einen Dreher und landete am Ende der Runde an die Hafenmauer.
"Ich weiß gar nicht, ob ich die Leitplanke in der
Lisboa berührt habe, jedenfalls fühlte sich mein
Auto danach sehr schwammig an. Ich hatte ein sehr gutes Auto
und fuhr nicht, um auf dem dritten Platz zu landen, sondern
habe um den Sieg gekämpft. Leider hatte ich im ersten
Rennen ein Problem in der Kurve Fishermans', deshalb
bin ich auch nur auf den sechsten Platz gekommen. Wir hatten
dann das Set-up für das Hauptrennen verändert und
lagen in aussichtsreicher Position ehe ich auf Ide traf."
Beim Re-Start nutzte dann Gommendy seine Chance, um die letzten
drei Runden ungefährdet in Führung zu bleiben.
Als bester
Vertreter der Int. Deutschen Formel-3-Meisterschaft kam der
Italiener Vitantonio Liuzzi bei seinem Macau-Debüt auf
dem achten Platz ins Ziel. "Es war ein gutes Rennen,
das eine Menge Spaß gemacht hat. Die Strecke ist sehr
verrückt und mit keinem normalen Rennkurs zu vergleichen.
Hätte ich nicht schon im ersten freien Training einen
Crash gehabt, wäre es bestimmt besser gelaufen."
Vorläufig bleibt es für Liuzzi der einzige Gaststart
im neuen Team Carlin.Kolles. Beim Rennen in Südkorea,
am kommenden Wochenende wird er vom Österreicher Bernhard
Auinger vertreten. Lizzi muss bereits am Montag nach dem Korea-Rennen
in Valencia sein, um dort seine Testchance im Formel-1-Team
von BMW-Williams wahrzunehmen.
Einen
hervorragenden zehnten Platz bei seinem ersten Macau-Start
erreichte der Niederländer Robert Dornboos (Team Ghinzani):
"Ich hätte einen Podestplatz erringen können,
so gut war mein Auto. Nach einem Superstart lag ich nahe bei
Gommendy, als Matsuura mich leicht berührt hat. Es folgte
mein Abflug in den Notausgang der Lisboa-Kurve - und schon
lag ich ganz hinten. Im nächsten Jahr komme ich bestimmt
zurück, denn ich mag die Strecke sehr und will mir meinen
verdienten Platz auf dem Siegerpodest holen."
Eine ähnliche
Erfahrung machte auch Cesar Campanico. Der Portugiese lag
in den Top-Ten, als er bei einer Berührung seinen halben
Frontflügel einbüßte und dann einen Boxenstop
einlegen musste: "Ohne den wäre der fünfte
Platz drin gewesen", kommentierte der Portugiese als
16.
Für
das Swiss Racing Team gab es Freud und Leid. Während
der Japaner Tasuya Kataoka auf dem elften Platz knapp die
Top-Ten verfehlte, schlug sein Landsmann Shinya Sato bei seinem
Gaststart im Team von Othmar Welti noch in der letzten Runde
in die Hafenmauer ein. "Dies ist völlig unakzeptabel.
Sato lag auf dem hervorragenden sechsten Platz. Auch von Kataoka
hatte ich mehr erwartet, der wäre gut für die Top-Ten
gewesen", so der schweizer Teamchef.
Beim 49.
Macau Grand Prix war kein Deutscher am Start. Der letzte deutsche
Sieger beim prestigeträchtigen Rennen, das jährlich
im November die weltbesten Formel-3-Piloten anlockt, war Ralf
Schumacher 1995. In den beiden Jahren zuvor standen ebenfalls
zwei Deutsche auf der obersten Stufe des Siegerpodestes: Jörg
Müller (1993) und Sascha Maassen (1994). Im kommenden
Jahr plant man in Macau ein großes Jubiläum: beim
50. Macau Grand Prix sollen alle ehemaligen Sieger eingeladen
werden. Am Wochenende vor dem eigentlichen Grand Prix, der
vom 13. bis 16. November 2004 stattfinden wird, soll ein Rennen
mit historischen Fahrzeugen für Stimmung sorgen.
Offizieller
Pressetext der Formel-3-Vereingung e.V.
www.formula3.info / formula-3.net
-da, 17.11.02
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