Macau:
Das Treffen der Champions
In Macau ist
die Sucht allgegenwärtig: an den abgeschabten Roulette-Tischen,
in den dunklen Ecken am Hafenbecken oder in verqualmten Hinterzimmern
- überall wird gezockt und gepokert. Man fordert das Glück
heraus, im Spielerparadies vor den Toren Hongkongs. Einmal jährlich
sogar im rasanten Tempo - beim Macau Grand Prix. "Macau ist
furchtbar. Die Strecke ist einfach verrückt, die schwierigste,
die ich je gesehen habe", schauderte es Michael Schumacher
1990 nach seinem Sieg.
Den Stadtkurs
von Macau zu beschreiben fällt schwer! Er ist eckig, wellig,
rutschig, eng, unübersichtlich - auf schnelle 6.-Gang-Passagen
folgen rechtwinklige Ecken, auf irre Steigungen eine abfallende
Haarnadelkurve, auf Top-Speed plötzlich Schritttempo - kurz,
der 6,117 Kilometer lange Macau Gia Circuit' ist heimtückisch,
ja gefährlich. Überall lauern Leitplanken, Mauern, es
geht vorbei an Hauswänden, an Schulhöfen und am Hafenbecken
- der kleinste Fehler endet im Fiasko.
So wie bei Jean
Alesi: "Ich führte hier 1988 bis drei Runden vor Schluss.
Dann habe ich nur ganz leicht die Mauer berührt. Mist, ich
bin auf drei Rädern noch als Elfter ins Ziel gekommen. Ein
irres Rennen."
Kein Wunder
also, dass die ehemalige portugiesische Kolonie Macau im internationalen
Motorsport seit vielen Jahren ein Begriff ist. 1954 bestritt ein
Hand voll einheimischer Rennfahrer den ersten Macau Grand Prix.
Heute drängen alljährlich im November rund 300 international
anerkannte Piloten in die nur knapp 20 Quadratkilometer große
chinesische Sonderwirtschaftszone. Der 49. Macau Grand Prix findet
vom 14. bis 17. November 2002 statt.
1983 gewann
Ayrton Senna das Rennen, dass seinerzeit erstmals nach Formel-3-Reglement
ausgetragen wurde. Seitdem ist der Macau Grand Prix der jährliche
Saison-Höhepunkt der internationalen Formel-3-Szene. So sind
auch für das diesjährige Rennen wieder 30 Top-Piloten
eingeschrieben. Einer fehlt allerdings: Gary Paffett. Der amtierende
Int. Deutsche Formel-3-Meister konzentriert sich derzeit auf seine
Formel-1-Laufbahn: "Ich habe mehrere Chancen, aber fix ist
noch nichts."
Fünf
Meister am Start
Dafür steht
allerdings fest, dass in Macau die Sieger fünf verschiedener
Formel-3-Championate am Start sind. Aus Großbritannien kommt
Robbie Kerr mit einem Dallara Honda-Mugen, aus Frankreich ist Tristan
Gommendy im Dallara Renault-Sodemo dabei. Ebenso wie Takashi Kogure,
der Champion aus Japan fährt ebenfalls einem Dallara Honda-Mugen.
Miros Pavlovic gewann im Dallara Opel-Spiess die Meisterschaft in
Italien, er startet in Macau wie auch der Champion aus Spanien,
Marcel Costa, im Dallara Honda-Mugen. Selbst der Gewinner des diesjährigen
Masters in Zandvoort tritt an: Fabio Carbone im Dallara Renault-Sodemo.
Ralf Schumacher wird für ein weiteres Jahr der letzte Deutsche
bleiben, der den Macau Grand Prix 1995 gewinnen konnte. Während
man deutsche Piloten im diesjährigen Starterfeld vergeblich
sucht, sind vier richtige schnelle Fahrer aus dem höchsten
deutschen Formel-Championat dabei: der Portugiese Cesar Campanico
und dessen japanischer Teamkollege, der Vizemeister Kousuke Matsuura
im Prema Powerteam. Der Italiener Vitantonio Liuzzi gibt sein Gastspiel
im Team Kolles, während der Niederländer Robert Doornbos
im Team Ghinzani antritt. Das Swiss Racing Team startet mit zwei
Fahrern aus Japan.
Wie wichtig
das Rennen auf dem Stadtkurs im südchinesischen Meer eingeschätzt
wird, zeigt die Aussage des Britischen Champions Robbie Kerr: "Jeder
blickt nach Macau. Deshalb habe ich bislang auch in keiner anderen
Serie getestet. Ich wollte einfach meine Vorbereitung nicht unterbrechen,
Macau ist unglaublich wichtig."
So sieht es
auch die Konkurrenz, die übrigens aus 17 verschiedenen Ländern
kommt. Beim Macau Grand Prix hat so mancher Nachwuchsfahrer den
ganz großen Durchbruch geschafft. Die Kunde vom Macau-Sieg
dringt auch in die Formel 1 - so wie im vergangenen Jahr. Damals
gewann Takuma Sato.
Offizieller
Pressetext der Formel-3-Vereingung e.V.
www.formula3.info / formula-3.net
-da, 06.11.02
|